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MARKÓ : Ungarisches Soldatentum (bevezetés)

 

GRAF KUNO KLEBELSBERG, der ehemalige gelehrte Kultusminister Ungarns, sagte einst in seiner Antrittsrede als Präsident der Ungarischen Historischen Gesellschaft, daß Ungarns tausendjährige Geschichte eine Serie des Wiederbeginnens nach den großen Katastrophen sei. Ein Rückblick auf die tausendjährige Vergangenheit der ungarischen Kriegsgeschichte überzeugt uns von der Richtigkeit dieser Behauptung. Im Gegensatz zur Kriegsgeschichte aller anderen westeuropäischen Völker konnte sich das militärische Leben des ungarischen Volkes von der Landnahme bis zum Weltkrieg nicht in einer ungestörten Evolution, im glatten Strom einander folgender Ereignisse entwickeln. Nach jeder einzelnen Katastrophe, die das Leben des Volkes traf, mußte das ungarische Heereswesen wieder von vorn anfangen.

Prüfen wir die Kriegsereignisse, die Wehrmachtssysteme und die Kriegsorganisation Ungarns von diesem Gesichtspunkt aus, dann können wir die ungarische Kriegsgeschichte auch in diesem Buch nicht von der Landnahme bis zum Weltkrieg in chronologischer Reihenfolge behandeln. Nach Ungarns schicksalsschwerer Niederlage bei Mohács (1526) hörte das selbständige, nationale Großungarn auf und damit riß der Lebensfaden des bis dahin bestehenden Ungarischen Nationalheeres. Im Rahmen der großen Reichsarmee des Hauses Habsburg konnte sich keine selbständige ungarische Nationalarmee bilden. In diesem Zeitabschnitt entstand und betätigte sich eine selbständige ungarische Wehrmacht nur hin und wieder, gelegentlich der großen nationalen Aufstände, und außerdem das ungarische Militär der siebenbürgischen Fürsten in Ostungarn. Doch offenbarten sich die ungarischen Kriegstugenden auch in den Heeren des Habsburgerreiches; die Tätigkeit ungarischer Truppen und Heerführer sichern ihnen auch in dieser Epoche eine dauernde Annerkennung.

Dementsprechend erörtern wir im I. Teil unseres Buches, das sich mit der Kriegsgeschichte des tausendjährigen Ungarns befaßt, die Entwicklung der ungarischen Wehrmacht des Mittelalters und ihre Rolle von der Landnahme bis zur Niederlage bei Mohács. Der nächste, II. Teil schildert die Tätigkeit des ungarischen Soldaten in den Reihen des Habsburgerheeres. Der III. Teil hat die beiden großen Freiheitskämpf : den Aufstand Rákóczis und den Freiheitskampf von 1848—49 zum Gegenstand. Dieser Zeitabschnitt wird etwas ausführlicher besprochen, weil diese Ereignisse als große nationale, völkische Bewegungen und Kämpfe für die Selbständigkeit besonders dazu geeignet sind, das Leben unseres damaligen, national besonders ausgeprägten Militärs und den ungarischen Soldaten in jeder Beziehung kennen zu lernen. Endlich werden in je einem Kapitel die Entwicklungsgeschichte der alten ungarischen Bewaffnung sowie einige Angaben über Kriegstaten ungarischer Truppen und Soldaten in fremden Heeren behandelt. Dabei wird besondere Rücksicht auf den Einfluß genommen, den eine spezifisch ungarische Waffengattung, das Husarentum, auf die Organisation der leichten Reiterei ausländischer Heere ausübte.

Über den ungarischen Soldaten wurde schon viel geschrieben, daheim ebenso wie auch im Ausland. Im Ausland kennt man im allgemeinen die schwungvolle Angriffslust, rasche Entschlußfertigkeit und die Findigkeit des ungarischen Soldaten ; hauptsächlich tun das wohl diejenigen, welche seine Taten nur aus der Ferne oder aus Beschreibungen kennen. Jene aber, die Gelegenheit hatten mit dem ungarischen Soldaten in nähere Berührung zu kommen, mögen außer dieser allgemeinen Charakteristik noch manche andere Eigenschaften in ihm entdeckt haben. Prinz Eugen von Savoyen, der als treuer und überzeugter Anhänger seines Kaisers und der Politik des Hauses Habsburg während des Aufstandes Franz Rákóczis dem ungarischen Volke als Feind gegenüber stand und die Berechtigung der nationalen Wünsche weder anerkennen, noch begreifen konnte, entdeckte unter vielen anderen militärischen Eigenschaften des ungarischen Soldaten noch einen besonders lobenswerten Charakterzug in ihm. In seinem Brief vom 29. August 1701 an den Grafen Sinzendorf heißt es: »Sie wissen warum ich den Ungarn als Soldaten so sehr schätze; denn ich habe an dem Ungarn überhaupt die unvergleichliche Eigenschaft entdeckt, daß es ihm gar keine Mühe kostet, bloß das zu sein, was er sein will, und in dieser Hinsicht — was das Auffallende ist, und selbst unser Hof nicht genug zu schätzen scheint — hat der Edelmann, wie der Gemeine ebendenselben Charakter.« Dieser gemeinsame Charakterzug, den Prinz Eugen sowohl in den ungarischen Edelleuten, den damaligen Anführern des Heeres, als auch im ungarischen Gemeinen erkannte, — ist in militärischer Beziehung nichts anderes, als die dem Ungarn angeborene Soldatennatur. Stand er also jederzeit seinen Mann, so offenbart er nur das, was nach der Aussage des Prinzen Eugen seine bezeichnendste Eigenschaft ist, nämlich die selbstverständliche Äußerung seiner kämpferischen Seelenbeschaffenheit.

Ungarns Rolle in Europa wurde stets durch seine geographische und geostrategische Lage bestimmt. Ein starker ungarischer Staat im Donaubecken ist nicht nur für die Ungarn, sondern auch für die mit ihnen lebenden Völker, für die Nachbarstaaten, und — wie es der Zeitabschnitt der Türkenkriege bewies — auch für ganz Europa von großer Wichtigkeit. Zum Bestand eines starken Ungarns ist aber eine starke ungarische Wehrmacht nötig. Die ungarische Kriegsgeschichte belehrt uns über diese Tatsache. Ungarn war am stärksten und bedeutete einen wichtigen europäischen Faktor unter jenen Arpadenkönigen, sowie unter Ludwig dem Großen und Matthias Corvinus, die sich auf eine starke, disziplinierte und die ungarischen Kriegstugenden in vollem Maße weiterentwickelnde, selbständige Armee stützen konnten.

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An dieser Stelle sage ich meinen Mitarbeitern für ihre fachkundige Hilfe aufrichtigen Dank. Major Dr. Stefan Rédvay verdanke ich die Kapitel über die Freiheitskämpfe von 1848—49 und über die ungarischen Soldaten in fremden Heeren. Dr. Johann Kalmár und Dr. Csaba Csapodi — beide Herren sind Beamten des Ungarischen Nationalmuseums — verfaßten die Kapitel über die ungarischen Waffen, bezw. über das ungarische Militär während der Türkenherrschaft mit gründlichem, fachmännischem Wissen.

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In seiner am 4. Mai 1941, nach Beendigung des Balkanfeldzuges im Reichstag gehaltenen Rede gedachte Adolf Hitler, Führer und Kanzler des Großdeutschen Reiches, der Honvédtruppen bei ihren Kämpfen in der Bácska mit folgenden Worten :

»Die ungarische Armee hat ihren alten Waffenruhm wieder unter Beweis gestellt !«

Die tausendjährige Vergangenheit der ungarischen Kriegstugenden, den alten Ruhm der ungarischen Waffen, soll dieses bescheidene Werk vorführen. Im Bewußtsein der außerordentlich großen Ehre, die uns aus dem Munde des Führers zuteil wurde, und in Erinnerung an die glorreichen Kämpfe, die wir in so mancher Kriegsepoche in Gemeinschaft, Schulter an Schulter mit den deutschen Soldaten bestanden, legen wir dieses Buch vertrauensvoll und in kameradschaftlicher Treue in die Hände der deutschen Leser, die sich für die ungarische Kriegsgeschichte interessieren.

 

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