Bayern und seine Armee (bevezetés)
In den zahlreichen historischen Ausstellungen, die das Bayerische Hauptstaatsarchiv bisher veranstaltete, kam eine wichtige Institution des bayerischen Kurstaates und Königreichs bisher kaum zu Wort: Bayerns Armee, die das Gesicht des Landes bis 1919 mitgeprägt hat. An Hand von über 200 Exponaten der Abteilung Kriegsarchiv soll sie nunmehr unter verschiedenen Aspekten vorgestellt werden. Der Schwerpunkt der Ausstellung liegt dabei nicht auf dem militärischen Einsatz des bayerischen Heeres in Kriegszeiten, sondern vielmehr auf Wirkungen und Impulsen, die von Bayerns Streitmacht in Friedenszeiten ausgingen. Sie reichen vom Katastropheneinsatz bis zur Denkmalpflege, vom Festungs- bis zum Straßen-, Brücken- und Eisenbahnbau, von der Landesvermessung bis zum sozialen Wohnungsbau. Auch der Dienst und das tägliche Leben in der Armee und schließlich die Erinnerung an sie, wie sie in militärischen Einrichtungen, Denkmälern und Straßennamen bis heute fortlebt, sind Gegenstand der Ausstellung. Diese bietet somit vor allem Beiträge zur Geistes-, Kultur-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte. Da das Leben des Soldaten aus den natürlichen Sozialbindungen in Familie, Beruf und Gemeinde herausgenommen ist, kommt bekanntlich der gelungenen oder mißglückten Integration der bewaffneten Macht im Staat und in der Gesellschaft erhebliche Bedeutung zu. Diese Thematik der Wechselwirkung des Landes und seiner Streitmacht will die Ausstellung „Bayern und seine Armee“, wie schon der Titel zum Ausdruck bringt, veranschaulichen.
Gezeigt werden ausschließlich Archivalien aus der Abteilung Kriegsarchiv, dessen Schriftgut auf diese Weise zum ersten Mal in seiner vielschichtigen, eben nicht nur militärischen Aussagekraft einem breiteren Publikum vorgestellt wird. Das Kriegsarchiv, 1885 als eine dem bayerischen Generalstab nachgeordnete Behörde errichtet und seit 1946 als Abteilung in das Bayerische Hauptstaatsarchiv eingegliedert, ist in den fast genau einhundert Jahren seines Bestehens bisher nur einmal mit einer großen Ausstellung an die Öffentlichkeit getreten. Diese war ausschließlich kriegsgeschichtlich orientiert und stand unter dem Titel „Kämpfe der bayerischen Truppen in Lothringen im August 1914“. Am 2. August 1939, dem 25. Jahrestag der Mobilmachung zum Ersten Weltkrieg, wurde sie im Zusammenwirken mit Armeemuseum und Armeebibliothek im Kuppelsaal des Bayerischen Armeemuseums am Hofgarten in München eröffnet. Inzwischen ist fast ein halbes Jahrhundert vergangen, in dem sich die Aufgaben und Fragestellungen, die an das Kriegsarchiv herangetragen werden, wesentlich erweitert und verändert haben. Dabei taten sich unerwartet reiche, bisher ungenutzte Quellen zur Landesgeschichte wie zur Landeskunde, zur Geschichte von Wissenschaft und Kunst, zur Personen- und Siedlungsgeschichte auf. Es ist das Anliegen dieser Ausstellung, auf diesen Reichtum historischer Quellen hinzuweisen und der Einbindung der ehemaligen Bayerischen Armee in Staat und Gesellschaft nachzugehen.
Ich danke dem Leiter der Abteilung Kriegsarchiv, Archivdirektor Dr. Gerhard Heyl, Archivoberrat Dr. Rainer Braun und Archivinspektorin Andrea Groß für ihren unermüdlichen Einsatz bei der Konzeption und wissenschaftlichen Bearbeitung der Ausstellung und des Katalogs.
Archivdirektor Albrecht Liess, der sich wiederum der mühevollen Redaktionsarbeit am Katalog unterzogen hat, sowie den Mitarbeitern der Foto- und Restaurierungswerkstätten sei für ihren Beitrag Dank und Anerkennung ausgesprochen.
Dr. Hildebrand Troll
Direktor des Hauptstaatsarchivs