SCHNEIDER : Die Entstehung der römischen Militärdiktatur (fülszöveg)
Moderne Militärdiktaturen mit all ihren schrecklichen Begleiterscheinungen sind uns aus der täglichen Berichterstattung geläufig. Stets sind ihnen, meist blutige, Auseinandersetzungen vorausgegangen. Ungleichheiten zwischen Arm und Reich in einem Land, zunehmende Emanzipation der Unterschichten und damit verbunden ihre Forderungen nach mehr Teilhabe führten zu diesen Auseinandersetzungen; ihr Ende: meist ein Regime aus »Law&Order«, die Friedhofsruhe einer Militärdiktatur. Die Probleme bleiben, sie werden lediglich gewaltsam unterdrückt. Niemals ist es einer Militärdiktatur gelungen, schwelende soziale und politische Konflikte dauerhaft zu lösen.
In der vorliegenden sozialgeschichtlichen Darstellung analysiert der Autor ein Kapitel antiker Geschichte des Mittelmeerraumes, dessen sozioökonomische Probleme bis heute noch ungelöst sind und dessen gesellschaftliche Verhältnisse über die Jahrhunderte hinweg bis in unsere Zeit politischen Zündstoff liefern. Die Geschichte der späten römischen Republik besitzt Modellcharakter. Sie zeigt, daß eine Republik ihre eigene Existenz grundsätzlich in Frage stellt, wenn sie die Interessen der herrschenden Schichten vorrangig vor den berechtigten sozialen und politischen Forderungen der Mehrheit ihrer Bevölkerung behandelt und nur mit zunehmender Repressivität reagiert.
Römische Geschichte – das war lange die Geschichte Ciceros, Caesars, Catilinas, es war die Geschichte der Eroberungen, der Kriege, der Haupt- und Staatsaktionen, bei denen das Volk die Statistenrolle zu spielen hatte. Aber ist diese Art der Geschichtsbetrachtung noch zeitgemäß? Der Autor hat die Quellen anders gelesen. Er rückt die Rolle der Unterschichten ins Bild, analysiert die Auswirkungen politischer
Entscheidungen auf die soziale Lage der römischen Bürger und Bauern, weist einleuchtend nach, daß die ökonomischen und sozialen Bedingungen nicht nur in der Hauptstadt Rom, sondern auch in Italien und den römischen Provinzen zu Wirtschaftskrisen, zu Aufständen und schließlich zur Entstehung der Militärdiktatur führten.
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