BRONSART VON SCHELLENDORFF : Geheimes Kriegstagebuch (fülszöveg)
Bronsart von Schellendorff wurde von Moltke zu Beginn des Krieges 1870 zum Chef der Operationsabteilung berufen. In dieser Eigenschaft hat er ein Kriegstagebuch verfaßt, das er selbst mit dem Vermerk „geheim” versah. Das Buch, mit Leidenschaft im Drange der großen und schweren Kriegsmonate geschrieben, enthält die schärfsten Urteile über Männer, die damals die Geschicke Deutschlands leiteten. Im Verlauf des Deutsch-Französischen Krieges entwickelten sich schwerwiegende Spannungen zwischen Bismarck und dem Generalstabe. Unsere Kenntnis von diesen Spannungen stammte bisher von Persönlichkeiten, die entweder Bismarck nahestanden, oder doch über die Auffassungen des Generalstabes nicht genügend unterrichtet waren. Hier tritt das Kriegstagebuch von Bronsart als neue und vollkommen authentische Quelle ein, die den Standpunkt des Generalstabes vertritt und in breitem Umfange als das Wort Moltkes gelten kann, dessen Vertrauen Bronsart besaß. Der große Reiz des Tagebuches liegt darin, daß es die Atmosphäre des historischen Augenblicks und die Haltung der leitenden Persönlichkeiten übermittelt. Aus dem Augenblick heraus sind auch die bitteren Sarkasmen zu verstehen, in denen Bronsart bisweilen brilliert. Im ganzen gesehen schenkt uns Bronsart ein lebendiges und farbenreiches Bild jener Tage, die zur Gründung des Zweiten Kaiserreiches führten und eine Zeit äußeren Glanzes einleiteten, welche in den Wirren der großen Weltkriege des 20. Jahrhunderts für immer versank.
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