Der internationale Waffenhandel setzt jährlich zehn Milliarden Dollar um. Eine gewaltige Summe. Aber vergegenwärtigt man sich, an wie vielen Plätzen der Welt Flugzeuge, Kanonen, Panzer und Handfeuerwaffen »im Einsatz« sind, erscheint sie schon nicht mehr so astronomisch. Von den Krisenherden Asiens, Afrikas und Lateinamerikas erreichen uns täglich Nachrichten von Kriegen, Aufständen und Revolutionen. Diese Kriegsschauplätze sind gefräßige Märkte von nahezu unbegrenzter Aufnahmefähigkeit für Kriegsgerät aller Art. Lieferanten sind private Waffenhändler und »halbstaatliche« Firmen in Ost und West, die auf gefüllten Arsenalen sitzen und sich um Abnehmer nicht zu sorgen brauchen. Die gelieferte Ware entspricht allerdings nicht immer den Bedürfnissen der Kunden: So wurden Saudi-Arabien Düsenjäger geliefert, obwohl das Land nicht über ausgebildete Piloten verfügte; Guinea erhielt Panzerabwehrwaffen, obwohl keiner der Nachbarn oder potentiellen Gegner Panzer besaß; Ägypten wurde von der Sowjetunion mit Panzern ausgerüstet, denen Filteranlagen zum Schutz vor dem feinkörnigen Wüstensand fehlten. Das Geschäft blüht dennoch.

Die Liste der Firmen, die an dem lukrativen Handel beteiligt sind, ist beklemmend lang. Es sind illustre Namen darunter, Unternehmen, die an den internationalen Börsenmärkten zu den Spitzenpapieren zählen. Es sind aber nicht nur westliche Unternehmen, die sich um die jeweilige nationale Zahlungsbilanz verdient machen: oft beliefern Ost und West eine Partei gemeinsam, wie im Falle Nigerias, das von Großbritannien, der Sowjetunion und der Tschechoslowakei mit Waffen versorgt wurde. Die Querverbindungen, an denen die publicityscheue Waffenbranche so reich ist, bleiben der Weltöffentlichkeit meist verborgen. Sie kann nur die makabre Tatsache zur Kenntnis nehmen, daß Lebensmittel in den betroffenen Gebieten fast immer knapp sind, Waffen dagegen nicht.

Es ist wahrlich eine »brisante« Branche, in die George Thayer aufgrund authentischen und bislang nur wenigen Eingeweihten bekannten Materials hineinleuchtet. Er hat ein Buch von bestürzender Aktualität geschrieben, das Aufsehen erregen wird und niemanden gleichgültig lassen kann.