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VOGELSANG : Reichswehr, Staat und NSDAP (elõszó)

 

In der Reihe der großen zeitgeschichtlichen Anliegen dieser Tage nimmt die Diskussion über das Verhältnis von Heer und Staat einen besonderen Platz ein. Ausgehend von den bekannten Organisationsformen der jüngsten deutschen Geschichte, wie preußischer ("alter") Armee, Reichswehr und Wehrmacht, hat sie nach dem zweiten Weltkriege Historikern wie Politikern eine Anzahl bevorzugter Themen geliefert und auch die Auseinandersetzung um den Militarismus-Begriff neu belebt und vertieft. Namentlich die Stellung der Reichswehr innerhalb der Weimarer Republik ist durch zahlreiche Quellenveröffentlichungen, Einzeluntersuchungen und Gesamtdeutungen beleuchtet und damit erkennbar gemacht worden. Ich nenne an dieser Stelle besonders die Analyse Wolfgang Sauers, deren scharfe Konturen das Wesentliche treffen, wenngleich sie sicher nicht in allen Punkten den Charakter einer abschließenden Deutung für sich in Anspruch nehmen will.

Um die Reichswehr geht es auch in diesen Buch. Man weiß heute, daß das Zusammengehen von Sozialdemokratie und Oberster Heeresleitung 1918/19 die staatliche Kontinuität Deutschlands gewahrt und den Weg zur Nationalversammlung ermöglicht hat. Aber auch die deutsche Wehrgeschichte hat, allen Erscheinungen des Zusammenbruches gewissermaßen zum Trotz, nach dem ersten Weltkriege eigentlich keinen Bruch erfahren; vielmehr ergab sich aus dem Umstand, daß die Armee vor Installierung der Weimarer Verfassung entweder „noch” oder „schon” vorhanden war, eine schwerwiegende Konsequenz: die Reichswehr wurde zwangsläufig zu einem Faktor im politischen Leben, allein durch ihr Da-Sein, gleichgültig ob sie für „unpolitisch” erklärt wurde oder nicht. Daher mußten etwaige Versuche, sie in den republikanischen Staat zu integrieren, unter der Last dieser realen Hypothek unternommen werden, und wir kennen auch die Bilanz: von beiden Seiten geschah, aus den verschiedensten Gründen, so gut wie nichts. So stand schließlich in den Krisenjahren 1930–1933, in der Zeit handfester Gefährdung, die Führung einer allenfalls oberflächlich integrierten Armee praktisch wohl für den „Staat”, aber doch neben der Republik.

Alle diese Zusammenhänge können hier als bekannt vorausgesetzt werden, wie denn auch, was die am Endzustand der jeweiligen Epochen oder an „Modellen” orientierte Betrachtungsweise der Politischen Wissenschaft angeht, weder die Erfahrungen unserer Generation noch die im letzten Dezennium erarbeiteten und bestätigten Ergebnisse neu aufgerollt oder gar in Frage gestellt werden sollen. In der Meinung aber, daß das Wesen wissenschaftlichen Fortschritts im Gespräch liegt, in der Einkreisung der Probleme mit verschiedenen Methoden und von mehreren Seiten her, scheint es mir nützlich und geboten zu sein, angesichts der bislang herausmodellierten Strukturen und immanenten Kausalzusammenhänge auch einmal den Schwerpunkt der historischen Aussage auf die persönliche Komponente zu verlagern, d. h. gegenüber der lehrhaften Konfrontierung von „Falsch” (wie es war) und „Richtig” (wie es hätte sein müssen) die großen Akteure in ihrer – natürlich – menschlichen Unvollkommenheit sichtbar werden zu lassen. Ihr Tun und Verweigern, ihre Verhaltensweise zumal sind geeignet, ebenso zur Problematik „Heer und Staat” einen Beitrag zu liefern wie auch zur Geschichte der sterbenden Republik selbst, denn spätestens seit Ende 1930 verliefen Wehr- und Reichsgeschichte in zunehmend kongruenten Bahnen. Daher soll die vorliegende Arbeit weniger eine Untersuchung als eine Erzählung sein, eine Darstellung der wirksamen Faktoren, unter Berücksichtigung möglichst vieler der nunmehr zur Verfügung stehenden Quellen.

Dennoch können die nachstehenden Kapitel bei weitem noch keine abschließende Geschichtsschreibung sein. Gegliedert nach den Kabinetten Brüning I und II, Papen und Schleicher, beschäftigen sie sich zwar mit vielen Gebieten und Erscheinungen des politischen Lebens einschließlich der auswärtigen Beziehungen, schildern sie die geradezu schon klassische Aktionseinheit Hindenburg–Brüning–Groener–Schleicher in der ersten Phase der präsidialen Ära sowie deren Zerfall, doch stehen die Wehrpolitik bzw. die auf das „Innere” und „Äußere” übergreifenden Ambitionen des Reichswehrministeriums eindeutig im Vordergrunde. Daher ist auch Kurt von Schleicher zwangsläufig die zentrale Figur des Buches, mitsamt seinen Taktiken und Überlegungen sowie den ihm eigenen Methoden in der Auseinandersetzung mit der NSDAP und Hitler. Als Einführung habe ich ein Kapitel vorangestellt, in welchem nicht nur der Werdegang dieses so eigenartigen Militärs skizziert wird, sondern auch die allgemeine Entwicklung der Reichswehrposition im innenpolitischen Kräftefeld. Die ausführlich gehaltene Erörterung der (nach den Bestimmungen des Versailler Vertrages illegalen) sog. „Grenz- und Landesschutzarbeiten” wird den Leser mit einem der wesentlichsten Alltagsprobleme der deutschen Wehrpolitik während der 20er Jahre bekannt machen. Sie sind sogar, vom fachlichen wie vom gesellschaftlichen Aspekte her gesehen, zu einem erheblichen Stück Vorgeschichte im Rahmen der Begegnung mit der nationalsozialistischen Flutwelle geworden.

Mein Dank gilt den Herren Direktoren und Leitern derjenigen Sammlungen, deren reichhaltiges Quellenmaterial mir in großzügiger Weise zugänglich gemacht wurde: des Bundesarchivs in Koblenz, des Deutschen Zentralarchivs in Potsdam, des Politischen Archivs des Auswärtigen Amtes in Bonn, des Geheimen Staatsarchivs in München und des Archivs des Instituts für Zeitgeschichte in München. Weitere Unterlagen aus Privatbesitz stellten zur Verfügung die Herren Landgerichtsdirektor a. D. Hugo Braune, Dr. Heinz Brauweiler, Carl-Hasso von Bredow, Kunrat Frhr. von Hammerstein, Gen.Maj a. D. Hans-Henning von Holtzendorff, Oberst a. D. Dieter von Kleist, Dr. Albert Krebs, Gen.d.Inf. a. D. Gurt Liebmann, Dr. Dietrich Mende, Direktor Hans-Henning von Pentz, Legationsrat Dr. Ulrich Sahm und Reichsminister a. D. Lutz Graf Schwerin von Krosigk. Durch die Gewährung von Gesprächen und Auskünften haben zur Förderung der Arbeit beigetragen: Gen.Lt. a. D. Hermann Böhme, Reichsminister a. D. Magnus Frhr. von Braun, Reichskanzler a. D. Prof. Dr. Heinrich Brüning, Oberstleutnant a. D. Ernst Buchrucker, Dr. Adolf von Carlowitz, Gen.d.Inf. a. D. Hermann Foertsch, Frau Ruth Groener, Ministerialdirektor a. D. Dr. Hans Menzel, Botschafter a. D. Eugen Ott, Reichskanzler a. D. Franz von Papen, Oberdirektor a. D. Dr. Hermann Pünder, Gen.d.Nachr.Tr. a. D. Sachs, Staatssekretär a. D. Dr. Hans Schäffer, Gen.d.Inf. a. D. Joachim von Stülpnagel, Reichsminister a. D. G. R. Treviranus, Gen.Maj. a. D. Dr. Otto Wagener und viele andere. Ihnen allen bin ich für ihre liebenswürdige Unterstützung außerordentlich verbunden.

München, im Sommer 1962

Thilo Vogelsang

 

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