I. VILÁGHÁBORÚS KÖNYVEK

CONRAD VON HÖTZENDORF : Aus meiner Dienstzeit (kiadói előszó, Bd. 5.)

Es ist Feldmarschall C o n r a d nicht vergönnt gewesen, diesen fünften Band seiner Denkwürdigkeiten noch selbst der Öffentlichkeit zu übergeben. Eben hatte er an den Rückblick, der diesen Band abschließt, die letzte Feile angelegt – als ihm der Tod die Feder erbarmungslos für immer entwand. Am 25. August 1925 ist Franz Graf Conrad v. Hötzendorf zu Mergentheim in Württemberg einer Lungenentzündung, der das müde gewordene Herz nicht mehr standzuhalten vermochte, im 73. Jahre seines Erdenwallens erlegen. Ein Dasein von seltener Fülle and seltener Tragik ward jählings abgebrochen.

Als der Feldmarschall im Juli 1918 sein Frontkommando mit der schmerzlichen Ahnung niederlegte, daß das Schiff, das man ihn zu verlassen hieß, im Sinken begriffen war, nahm er sich vor, fürderhin apes Berufliche abzustreifen and nur mehr seinen Philosophen, seinen künstlerischen Neigungen and schöngeistiger Lektüre zu leben. Aber nach dem Niederbruch, im Sommer 1919, begann er dann dock mit der Abfassung seines monumentalen Werkes "Aus meiner Dienstzeit". Er entschloß sich nicht leicht dazu and häte, zumal in den zwei Jahren, die er bald darauf in seinem geliebten Innsbruck verbrachte (1920–1922), mehr als einmal am liebsten unter das bis dahin Niedergeschriebene einen dicken Strich gezogen. "Wenn man wie ich", pflegte er zu sagen, "so nahe dem Nirwana ist, dann hat man den Drang, den Zusammenhang mit der Erde noch im Leben möglichst innig zu gestalten." Diesem Sehnen galt das ihm auch körperlich außerordentlich zusagende Wandern durch die Tiroler Berge and jede Stunde, die er am Schreibtisch zubrachte, dünkte dem für die Herrlichkeiten der Natur so Begeisterten Raub an einem beseligenden Glücke.

Trotzdem überwand er sich and schrieb weiter. Er schrieb weiter nicht mit dem Gefühle, irgend etwas vor der Welt rechtfertigen zu müssen. Obgleich gegen das Urteil der Allgemeinheit nicht ganz unempfindlich, war er doch zeitlebens bei aller Schlichtheit viel zu stolz and zu selbstbewußt, um je um die Gunst der öffentlichen Meinung zu buhlen. So hatte er auch beim Schreiben keine größere Sorge als die, sich etwa durch das, was man über ihn and sein Wirken sprach, in der rückschauenden Betrachtung beeinflussen zu lassen. Aus diesem Grunde las er nur sehr ungern and widerwillig, höchstens um seinem der Unterstützung übrigens kaum bedürftigen Gedächtnis nachzuhelfen, Kriegsmemoiren und Kriegsbücher. Er wollte von den Argumenten seiner Kritiker nichts wissen, um unvoreingenommen zu bleiben. Sein Streben war, die Dinge so zu schildern, vie sie sich zur Zeit des Geschehens seinem Blicke dargeboten hatten, and er schrieb lediglich in der Überzeugung, daß es seine Pflicht sei, über sein Tun und Lassen der Mit- and Nachwelt Bericht zu erstatten.

So entstanden – der Umfang des Werkes wuchs sehr bald über den ihm ursprünglich zugedachten Rahmen weit hinaus – in den Jahren 1919 bis 1923, gleich wertvoll durch die unerschöpflichen dokumentarischen Belege vie durch die ungesucht einfache, bewußt "unliterarische" Darstellung und den fanatischen Bekennermut des Verfassers, vier mächtige Bände. Ende 1924 sollte der vorliegende als fünfter folgen. Aber noch ehe Graf Conrad diesen zu schreiben anfing, wurde er von einem qualvollen Leiden befallen, das ihn, mit Unterbrechungen, immer wieder für Wochen and Monate ans Krankenlager fesseln sollte. Nur mit dem Aufgebot alter moralischen Kraft vermochte er von Frist zu Frist die Niederschrift fortzusetzen. Dabei war es ihm besonders wichtig, wenigstens diesen Band vollenden zu können. Sollte darin ja jene Kriegsphase geschildert sein, in welcher sich nach seiner Ansicht den Mittelmächten die letzte Gelegenheit bot, den Sieg, der ihnen an der Marne entgangen war, durch entschlossenes Zusammenfassen aller erlangbaren Kräfte gegen Rußland doch noch an ihre Fahnen zu knüpfen. Vor aller Welt darzutun, wie er damals, im Herbst 1914, nachdrücklich, aber vergebens für diese Idee gekämpft and gelitten hatte, lag dem Feldmarschall besonders am Herzen. Das Schicksal erfüllte ihm, wenn auch zögernd, diesen Wunsch; aber mancher Seufzer des durch körperliche Qualen schwer Gepeinigten hängt an diesen Blättern . . .

Feldmarschall Conrad ist so, wiewohl er sich vom öffentlichen Leben Iängst zurückgezogen hatte, doch in den Sielen gestorben. Noch in den Stunden, da der Todesengel ihn umschattete, war der rastlose Geist mit den großen Problemen des reichen Daseins befaßt, das nun zur Neige ging. Die erschütternden letzten Worte verrieten es: "Jetzt weiß ich, wie man es macht . . . ich habe immer zu viel auf einmal gehabt." Daß ihn die Vorsehung sein Erinnerungswerk nur bis zum Neujahrstag 1915 fortführen ließ, bedeutet für die Geschichtswissenschaft einen schweren, uneinbringlichen Verlust. Wohl hat der Feldmarschall eine große Sammlung von Dokumenten and Aufzeichnungen alter Art hinterlassen, die des Wertvollen and Fesselnden überreichlich viel bieten und auch an sich ein Stück größter Weltgeschichte sind. Aber der, der vor allem and allein berufen war, die einzelnen Steinchen des bunten Mosaiks aus dem eigenen Erleben heraus zu einem Kolossalbild zusammenzufügen, ist für immer von uns gegangen; für immer fehlt des Meisters Hand. Dessenungeachtet dart wenigstens der schriftliche Nachlaß des Feldmarschalls der Allgemeinheit and der Geschichtsforschung nicht vorenthalten bleiben. Diese Dokumente möglichst lückenlos und bei pietätvollster Wahrung jeglicher persönlichen Note herauszugeben und damit das Werk "Aus meiner Dienstzeit" würdig and im Geiste des für uns alle trotz seiner Jahre viel zu früh heimgegangenen Verfassers abzuschließen, ist uns eine Herzenspflicht, deren Erfüllung wir dem Andenken des Verewigten in gleicher Weise wie den späteren Geschlechtern schuldig sind.

Möge dem Unvergeßlichen die Erde, diese von ihm so heißgeliebte österreichische Erde, leicht sein! Sein Name lebt fort in der Geschichte.

W i e n, im September 1925.

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