I. VILÁGHÁBORÚS KÖNYVEK

»Es ist Frühling und ich lebe noch« (előszó)

Nach »Im Epizentrum des Zusammenbruchs. Wien im Ersten Weltkrieg« legt die Wienbibliothek im Gedenkjahr 2014 ein zweites Buch zur historischen Aufarbeitung des Ersten Weltkriegs vor. Beruht die erste Publikation auf der vom damaligen Bürgermeister Richard Weiskirchner beauftragten Dokumentation der Städtischen Sammlungen von 1914 bis 1918, so speist sich das nun vorliegende Buch aus den Beständen der Handschriftensammlung der Wienbibliothek. »>Es ist Frühling, und ich lebe noch<. Eine Geschichte des Ersten Weltkriegs in Infinitiven« versammelt persönliche Aufzeichnungen aus Krieg und Nachkrieg, die viele unvermutete und unerwartete Einblicke in die zeitgenössische Wahrnehmung des epochalen Ereignisses bieten. Der Band wird von der gleichnamigen Ausstellung im Wiener Rathaus begleitet.

Vor rund zwei Jahren haben Marcel Atze, Leiter der Handschriftensammlung, und seine Kollegin Kyra Waldner begonnen, diesen so überaus bedeutenden Sammlungsbestand der Wienbibliothek auf Materialien zum Ersten Weltkrieg hin zu durchforsten und entlang der personengeschichtlichen Aufstellung thematisch gleichsam querzulesen. Vom legendären »archive fever« erfasst, haben die beiden Herausgeber über Monate eine Unmenge von Tagebüchern, Briefen, Korrespondenzkarten sowie Fotografien gesichtet und wissenschaftlich ausgewertet. Die zahlreichen Nachlässe aus Literatur, Kunst, Architektur, Politik, Wissenschaft und anderen Bereichen des öffentlichen Lebens haben sich ein weiteres Mal als einzigartige Quelle zur Wiener Kulturgeschichte (und weit darüber hinaus) erwiesen.

Das titelgebende Zitat stammt vom deutschen Schriftsteller und Avantgarde-Verleger Erich Baron, einem von zahllosen Intellektuellen, die den Krieg nicht überlebten. Er hatte dem Wiener Expressionisten Andreas Thom am 26. April 1915 geschrieben: »Es ist Frühling, und ich lebe noch: zwiefaches Wunder und doppelte Herrlichkeit.« Am 13. Juli 1915 wurde Baron bei einem Sturmangriff nahe der polnischen Ortschaft Kruka getötet.

Die thematische Gliederung des Buches erfolgt in fünfzehn Infinitiven und – als begründete Ausnahme – einem Partizip. Die Idee hierfür gab eine eindrückliche Wortschöpfung Roda Rodas, der in einem Brief vom 26. Juli 1914 davon sprach, »kriegsberichterstatten« zu wollen. Die Themen heißen außerdem »Aufzeichnen«, »Dichten«, »Fotografieren«, »Gefangen«, »Kommunizieren«, »Lesen«, »Lieben«, »Malen«, »Mustern«, »Pflegen«, »Sterben«, »Versorgen«, »Verweigern« und schließlich »Zensieren«. Die Essays zu den ausgewählten Begriffen bringen ein selten dichtes Panorama menschlicher Reflexionen und Empfindungen während des >Großen Krieges< hervor. Die darin vorgestellten >Ego-Dokumente< – wie sie von Verwaltungsarchiven gerne bezeichnet werden – liefern einen direkten und oftmals überraschenden Zugang zu den Protagonisten, wie im Falle des zum Pazifisten gewordenen Offiziers (und Autors) Rudolf Jeremias Kreutz, der mit einem Pudel aus sibirischer Gefangenschaft flieht, oder wie bei Moritz Erwin von Lempruch, der den Krieg auf 3000 Metern Seehöhe zu führen hat. In bester Tradition machen die Essays Mikrogeschichten sichtbar, schaffen aus anscheinend anekdotischen oder akzidentiellen Vorfällen eine stringente Erzählung und bieten Einsichten in komplexere Geschichtsverläufe.

Danken möchte ich allen voran Marcel Atze, der das Projekt geleitet und das Gros der Beiträge verfasst hat, und seiner Kollegin Kyra Waldner. Thomas Aigner, Leiter der Musiksammlung der Wienbibliothek, hat wertvolle Essays aus seinem Fachgebiet beigetragen. Gerhard Hubmann, seit 2013 in der Handschriftensammlung tätig, sowie Matthias Markl und Martin Peche haben wichtige Aufgaben bei Recherchen außerhalb der Wienbibliothek, bei langwierigen Transkriptionen und beim Lektorat übernommen.

Im Laufe der Vorbereitungsarbeiten sind auch überaus interessante Materialien aus Privatbesitz eingeflossen, die der Wienbibliothek teilweise übereignet wurden: So ist Egon Bruckmann für die Schenkung des Nachlasses von Anna Poetzl und Brigitte Maukner für die Übereignung der Memoiren ihres Großvaters Friedrich Maukner herzlichst zu danken. Ilse Grusch stellte Dokumente zu Heinrich Wondrak leihweise zur Verfügung.

Graphisch betreut wurde der Band von Katrin Smejkal und Gerhard Bauer von Perndl+Co. Die Gestaltung der Ausstellung oblag Markus Reuter. Die Wienbibliothek blickt stolz auf eine mehrjährige erfolgreiche Zusammenarbeit mit den Genannten zurück. Der Residenz Verlag hat das Buch dankenswerterweise in sein Programm genommen. Last but not least bedanke ich mich bei Peter Rosei, dessen Vorlass sich in der Wienbibliothek befindet, für den einleitenden Text zu seinem Großvater.

 

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