I. VILÁGHÁBORÚS KÖNYVEK

JOBST–RIEDER – PFABIGAN – WAGNER : Das letzte Vivat (előszó)

Zu den vornehmsten und wichtigsten Aufgaben einer an historischen Sammlungen reichen Bibliothek gehört es, der schwindenden Erinnerungskultur postmoderner Gesellschaften durch die Wiederentdeckung eines Denkens als Eingedenken entgegenzutreten. Die Ausstellung „Das letzte Vivat. Plakate und Parolen aus der Kriegssammlung der k. k. Hofbibliothek 1914–1918” soll auch diesem Ziel dienen. Mit dieser Ausstellung im Prunksaal der Österreichischen Nationalbibliothek wird nach achtzig Jahren ein Vorhaben realisiert, das bereits vom damaligen Direktor, Josef von Karabacek, geplant war. Am 8. 3. 1915 berichtete er an das Oberstkämmereramt über den Stand der 1914 eingerichteten Kriegssammlung und schloß: „Eine Ausstellung der bezeichnendsten Objekte im Prunksaal der Bibliothek ist in Aussicht genommen.” Wegen der angespannten Personalsituation, zeitweise waren bis zu 23 Bedienstete zum Militär eingezogen, kam es aber nicht dazu. Präsentiert wurde 1916 eine schon vor Kriegsbeginn fertiggestellte Ausstellung „Buchkunst”, deren Ertrag der Aktion „Bücher ins Feld” zugute kam.

Heute haben die Exponate, die damals den Zeitgenossen „die große Zeit des Völkerringens” vor Auge führen sollten, einen anderen Stellenwert. In den Plakaten, Kundmachungen und Flugblättern wird weniger die Realgeschichte des 1. Weltkriegs sichtbar, sondern vielmehr seine Präsentation in den Massenmedien. Die gesammelten Objekte machen deutlich, wie der Krieg für die Bevölkerung erscheinen sollte. Sie dokumentieren die Propaganda, die sowohl von den Mittelmächten als auch von der Entente eingesetzt wurde, um den ersten totalen Krieg der Geschichte zu führen, einen „Krieg der Massen und Industrien”, wie ihn Conrad von Hötzendorf nannte.

Der Aufbau der Kriegssammlung ist auch ein letztes Kapitel in der Geschichte der Hofbibliothek. Nach dem Ende des Krieges ging die Bibliothek in das Eigentum und die Verwaltung der klein gewordenen Republik Österreich über. Die Kriegssammlung wurde aufgelöst, der Plakatbestand und die vielfältige Kleingraphik kam in die Flugblätter- und Plakatesammlung, eine Auswahl aus den Objekten wurde im August 1994 – 80 Jahre nach dem Beginn des 1. Weltkriegs – bereits im Foyer am Heldenplatz gezeigt. Mit der Präsentation dieser Zeugnisse zum 1. Weltkrieg im barocken Prunksaal wird ein großer Bogen in der Geschichte gespannt. Die Exponate stehen im Spannungsfeld zwischen dem habsburgischen Herrschaftsanspruch, wie ihn Fischer von Erlach und Daniel Gran im Barock künstlerisch umgesetzt haben and den Dokumenten aus den letzten Jahren der Donaumonarchie, unter ihnen auch das Manifest Kaiser Franz Josephs „An meine Völker”, mit dem der Krieg begann, und die Proklamation von Kaiser Karl I., in der er auf die Regierungsgeschäfte verzichtete.

Ihren Bücherschatz, ihre kostbaren Handschriften und Zimelien, zeigt die Österreichische Nationalbibliothek immer wieder in den großen Prunksaal-Ausstellungen während der Sommermonate. Diese Ausstellung präsentiert einen winzigen Ausschnitt aus den großen Beständen der Bibliothek, die nicht wegen ihrer Kostbarkeit gesammelt wurden, sondern als Zeugnisse der Zeit, Bilder des Krieges, die in den populären Massenmedien verbreitet wurden. Sie geht dem Alltag in diesen „letzten Tagen der Menschheit” nach, den Weg von der Monarchie zur Republik, gleichzeitig auch den Weg von der Hofbibliothek zur Nationalbibliothek.

Dr. Johann Marte
Generaldirektor der Österreichischen Nationalbibliothek

 

 

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